Liebe jüngere und ältere FreundInnen des Wohlbefindens!

Ich liebe alte Menschen. Sie haben so viele Geschichten, so viel erfahrenes. Sie können so viel erzählen.

Im Jahr 1999 habe ich 2x wöchentlich im Maimonides-Zentrum, dem Altenheim der Jüdinnen und Juden in Wien gearbeitet und sehr viele wunderbare Damen und Herren kennen gelernt. Die Geschichten alter Österreichischer JüdInnen sind nicht immer schön. Als umso erfreulicher empfand ich die gute, ja zumeist fröhliche Stimmung im Maimonides-Zentrum. Fast bei jedem meiner Besuche spielte jemand am großen Flügel in der Aula, umringt von MitbewohnerInnen, die ihre silbernen und heiseren Stimmen erklingen ließen. Öfters tanzten sogar alte oder frisch verliebte Paare dazu.

So stelle ich mir mein eigenes alt sein vor….

Von 2002 bis 2016 arbeitete ich im Wohnheim der Blindenwohlfahrt im 14. Bezirk. Auch dort machte ich viele beglückende Erfahrungen. Zum Beispiel habe ich keine Angst mehr vor dem Vergesslich-werden seit ich im Wohnheim einige bereits recht demente Personen massiert habe. Eine Dame hat stets die ganze Behandlungszeit lang Kinderlieder gesungen und mit der Hand den Takt dazu geschlagen. Zwischen den Liedern hat sie vergnügt gekichert.

Was für ein schöner Zustand!

Andere, geistig fitte Menschen, waren so reich an Geschichten, dass diese ununterbrochen wie Wasser aus einer Quelle aus ihnen herausgeflossen sind.

Was für ein Reichtum! Was für eine Lebhaftigkeit!

Schön, dass wir in unseren Gefilden heutzutage so alt werden! Schön, dass wir in einer Gesellschaft leben die Alten ihr Glück gönnt und sie darin solidarisch unterstützt!